Sonntag, der 07.02.2021:
Zu einem Volk, das meinen Namen nicht anrief, sagte ich: Hier bin ich, hier bin ich!
📖 Jesaja 65,1
Der Herr sprach zu dem Knecht: Geh hinaus auf die Landstraßen und an die Zäune und nötige sie hereinzukommen, dass mein Haus voll werde.
🖋 Lukas 14,23
💭 Eingeladen
Heute möchte ich zunächst den gesamten Vers des heutigen Losungswortes aus der „Neues Leben“-Übersetzung zitieren: „Ich war für Menschen erreichbar, die nicht nach mir fragten. Wer mich gesucht hätte, hätte mich finden können. ‚Hier bin ich! Hier bin ich!‘, rief ich zu einem Volk, das sich nicht an meinen Namen wandte.“ (Jes. 65,1) Hier wird deutlich, dass Gott auch die Menschen ruft, die eigentlich nichts mit ihm zu tun hatten oder zu tun haben wollten. Der Lehrtext beschreibt einen ähnlichen Vorgang. Jesus Christus erzählte in einem Gleichnis, dass Gäste, die zu einer Hochzeit geladen waren, nicht kommen wollten. Deshalb wurden andere eingeladen, die ursprünglich nicht geladen waren. Auch hier waren am Ende die geladen, die sich einladen ließen.
Doch wer sind diejenigen auf den Landstraßen und an den Zäunen? Es sind, wie ich es verstehe, Menschen, die ohne Christus oder in einer gewissen Entfernung zu ihm leben. Das können Nicht-Christen sein aber auch Christen, die sich von Christus entfernt haben. Bei Christen kann das soweit gehen, dass sie nur noch den Namen haben, aber nicht mehr die Verbindung zu Christus. Von solchen Leuten lesen wir etwas in dem Sendschreiben an die Gemeinde in Sardes: „Du hast den Namen, dass du lebst, und bist doch tot.“ (Offb. 3,1c) Das Interessante ist, dass Gott solche Menschen nicht aufgibt. Im Gegenteil - einen Vers später lesen wir: „Werde wach und stärke das Übrige, das im Begriff steht zu sterben.“ (Offb. 3,2a)
Der Ruf Gottes: „Hier bin ich!“ erschallt also immer noch - sowohl außerhalb als auch innerhalb der Kirche. Dieser Ruf erzeugt häufig ein Echo in unseren Herzen. Wir spüren, dass Gott uns meint. Wichtig ist dann nicht, wer wir sind, ob fromm oder nicht, auch nicht, ob wir Schuld auf uns geladen haben - wichtig ist nur, den Ruf Gottes wahrzunehmen und auf ihn einzugehen. Denn dann gehören wir zu den Geladenen.
Einen gesegneten Tag wünscht
Pastor Hans-Peter Mumssen
Freitag, der 05.02.2021:
Du hast meine Seele vom Tode errettet, meine Füße vom Gleiten, dass ich wandeln kann vor Gott im Licht der Lebendigen.
📖 Psalm 56,14
Und siehe, der Engel des Herrn kam herein und Licht leuchtete auf in dem Raum; und er stieß Petrus in die Seite und weckte ihn und sprach: Steh schnell auf! Und die Ketten fielen ihm von seinen Händen.
🖋 Apostelgeschichte 12,7
💭 Rettungen
Die heutigen Losungsverse berichten von Rettung. Als David vor König Saul fliehen musste, kam er in das Land der mit Israel verfeindeten Philister. Dort erkannte man ihn und brachte ihn zum König. Das hätte sein Todesurteil sein können. Doch David stellte sich wahnsinnig, sodass der König keine Gefahr in ihm sah und ihn einfach wegschickte.
Einige würden vielleicht sagen: „David ist dem Tod noch einmal von der Schippe gesprungen.“ Doch David selbst sagt es ganz anders: „… dass ich wandeln kann vor Gott im Licht der Lebendigen.“ Er beschreibt hier nicht nur, wovon Gott ihn gerettet hat, sondern vor allem, wohin Gott ihn gerettet hat - nämlich zur Gemeinschaft der Lebendigen, und das vor Gott im Licht.
Das ist, wie ich meine, eine wichtige Botschaft. Rettung kommt nicht nur von Gott, sie führt auch zu Gott. Wenn Jesus Christus Menschen heilte oder freimachte, geschah das ebenso. Fast alle der Geretteten wollten ihm daraufhin auch folgen.
Der Lehrtext beschreibt die Rettung des Apostels Petrus. Er saß im Gefängnis, weil er den Menschen das Evangelium Jesu Christi verkündigt hatte. Kurz zuvor war Jakobus deswegen getötet worden. Petrus war also durchaus klar, dass auch er für seinen Glauben sterben könnte. Die Botschaft dieser Rettung ist deshalb nicht, dass Gott uns immer rettet, wenn wir uns zu Jesus Christus bekennen. Sie ist vielmehr, dass kein Mensch Gottes Pläne vereiteln kann. Die Zeit für Petrus war einfach noch nicht gekommen.
Ich denke, beide Rettungsbotschaften können uns im Glauben stärken. Einmal führt uns jede Rettung näher zu Gott und zum anderen brauchen wir uns nicht vor Menschen zu fürchten, denn Gottes Wege mit uns kann niemand vereiteln. In dieser Ruhe können wir unser Leben und Handeln immer wieder neu in Jesu Christi Hände legen.
Einen gesegneten Tag wünscht
Pastor Hans-Peter Mumssen
Mittwoch, der 03.02.2021:
Wie kann ein Mensch sich Götter machen?
📖 Jeremia 16,20
Wir wissen aber, dass der Sohn Gottes gekommen ist und uns Einsicht gegeben hat, damit wir den Wahrhaftigen erkennen. Und wir sind in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohn Jesus Christus. Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben.
🖋 1. Johannes 5,20
💭 Der wahrhaftige Gott
Im heutigen Losungsvers lesen wir, was Menschen sagen werden, wenn sie zu dem einzigen und wahren Gott kommen: „Wie kann ein Mensch sich Götter machen? Das sind doch keine Götter!“ (Jer. 16,20) Zwei Dinge werden hier klar benannt: Ja, Menschen machen sich Götter, und nein, diese sind gar keine. Deutlicher kann man es nicht auf den Punkt bringen.
Dieses Bestreben nach einem Gott äußerte sich damals in Götzenanbetung, was uns heute vielleicht sehr fremd vorkommt. Doch zu allen Zeiten gab es irgendetwas, das eine übergeordnete Macht darstellen wollte. Herrscher, Religionen, Kulte, von Menschen gemachte Figuren wie auch Ideen - die Liste ist schier endlos. Das machte auch vor den Kirchen nicht halt und so kam es immer wieder zu entsetzlichen Unrechtshandlungen. Dies führte wiederum dazu, dass andere „Götter“ Gottes Platz einnehmen sollten, wie z.B. im Zuge der Aufklärung die Vernunft. Gott wurde zwar nicht unbedingt geleugnet, ein Eingreifen von seiner Seite aber mehr und mehr angezweifelt oder auch verneint.
Im Lehrtext finden wir eine Aussage des Apostels Johannes. Mit Gewissheit verkündigt er Gottes Eingreifen, zum einen durch die Menschwerdung Christi, aber auch dadurch, dass wir durch ihn den einzig wahren Gott erkennen. „Wir wissen aber“, so schreibt er. Nun heißt es ja im Volksmund: „Glauben ist nicht wissen.“ Glaube wird da mit einer Vermutung gleich gesetzt. Ich meine jedoch, Johannes redete eben nicht aus einer Vermutung, sondern aus einer tiefen Gewissheit heraus. Er wusste, dass Jesus Gottes Sohn war. Ebenso wusste er, dass er selbst Gottes Kind war. Dieses Wissen kam nicht von ihm, sondern von Christus, „dem Wahrhaftigen“.
Bis heute erleben Menschen immer wieder, dass Glaube und Wissen sich so miteinander verbinden. Nicht aus eigener Kraft, sondern weil Gott da ist und „Einsicht“ gibt.
Einen gesegneten Tag wünscht
Angela Mumssen
Montag, der 01.02.2021:
Sollte dem HERRN etwas unmöglich sein?
📖 1. Mose 18,14
Die Apostel sprachen zu dem Herrn: Stärke uns den Glauben!
🖋 Lukas 17,5
💭 Den Rest tut Gott!
„Nein, bei Gott ist nichts unmöglich!“ So würde wohl die Antwort auf das heutige Losungswort lauten - zumindest bei denen, die an Gottes Allmacht glauben. Schwierig wird es nur, wenn es konkret wird. So war es damals bei Abraham und Sara, die sich immer ein Kind gewünscht hatten. Gott hatte Abraham sogar großen Nachwuchs versprochen. Aber der blieb aus. Nun waren beide hochbetagt, er 100 Jahre und sie 90 Jahre alt. Doch dann bekamen sie Besuch von drei Männern, in denen Gott selbst ihnen erschien(1) - für mich übrigens eine Andeutung auf die Dreieinigkeit Gottes. Sie sagten Abraham, Sara werde in einem Jahr einen Sohn haben.
Als Sara das hörte, musste sie lachen - so absurd erschien ihr dieser Gedanke. Sie dachte bei sich: „Jetzt, nachdem ich verwelkt bin, sollte ich noch an Liebeslust denken?! … Und mein Mann ist ja auch schon viel zu alt!“ (1.Mos. 18,12) Schwanger zu werden wie auch die Zeugung eines Kindes erschien ihr völlig unmöglich. Doch genau darauf antwortete Gott: „Sollte dem HERRN etwas unmöglich sein?“
Diese Begebenheit hat für mich mehrere Botschaften. Eine am Rande ist, dass in diesem Fall Gott ein Wunder - ich sage mal - hinter der Schlafzimmertür tun wollte. Für viele Menschen und auch für etliche Christen ist das Schlafzimmer so eine Art gottfreie Zone. Das halte ich für einen großen Fehler. Sowohl das Angenehme als auch die Probleme und Nöte, die wir dort erleben, dürfen wir vor Gott bringen. Er hat uns doch erschaffen.
Die eigentliche Botschaft aber ist die Frage des Glaubens. Die beschäftigte auch die Jünger Jesu, wie wir im Lehrtext lesen. Sie wünschten sich einen starken Glauben. Doch anstatt ihren Glauben zu stärken, gab Jesus Christus ihnen zu verstehen, dass Glaube so groß wie ein Senfkorn, das ja sehr klein ist, schon ausreicht. Wir müssen uns nicht mit Glaubensgewissheit aufpumpen, sondern brauchen Gott einfach nur zu vertrauen. Abraham und Sara taten es trotz einer gewissen Skepsis - und den Rest tat Gott.
Einen gesegneten Tag wünscht
Pastor Hans-Peter Mumssen
(1) 1.Mos. 18,1-2
Samstag, der 30.01.2021:
Alle deine Geschöpfe sollen dich preisen, HERR, alle, die zu dir gehören, sollen dir danken!
📖 Psalm 145,10
Die Erde, die den Regen trinkt, der oft auf sie fällt, und nützliche Frucht trägt denen, die sie bebauen, empfängt Segen von Gott.
🖋 Hebräer 6,7
💭 Reaktionen
Das heutige Losungswort wird durch folgenden Vers eingeleitet: „Der HERR ist gut zu allen, er erbarmt sich über alle seine Geschöpfe." (Ps. 145,9) Gott zu verherrlichen und ihm zu danken ist also eine Reaktion auf seine Güte und sein Erbarmen. Das stößt uns, wie ich es sehe, auf eine wichtige geistliche Wahrheit. Nicht unser Danken und Preisen erzeugen, dass wir Gottes Güte erleben können, sondern seine Güte bewirkt, dass wir ihm danken. Es ist weder magisch noch diktatorisch, dass alle Geschöpfe Gott preisen sollen, sondern schlicht die Reaktion auf die von ihm geschenkte Barmherzigkeit.
Auch im Lehrtext geht es um eine Reaktion. Hier wird Gottes Güte mit dem Regen verglichen und unsere Reaktion auf sie mit der Frucht, die die Erde hervorbringt. Eigentlich handelt es sich hier um eine der härtesten Passagen des Neuen Testaments. Im nächsten Vers wird nämlich betrachtet, was geschieht, wenn die Erde nur Dornen und Disteln hervorbringt: Sie ist dann nutzlos. Die übertragene Bedeutung dieses Vergleichs lesen wir hier: „Denn es ist unmöglich, Menschen, die Gott einmal mit seinem Licht erfüllt hat und die ihm dann den Rücken kehren, dahin zu bringen, dass sie sich Gott wieder zuwenden. Sie haben doch schon die Gaben des Himmels gekostet und den Heiligen Geist empfangen.“ (Hebr. 6,4)
Nun bin ich sehr vorsichtig, solch einen Vers direkt auf eine Person zu beziehen. Er macht allerdings unmissverständlich klar, dass Gottes Gnade und Barmherzigkeit bei uns erst dann richtig angekommen sind, wenn sie zu einer Reaktion führen. Das bedeutet nicht, dass wir uns immer richtig verhalten. Eine unverzichtbare Reaktion aber ist Barmherzigkeit, weil Gott auch zu uns barmherzig ist. Oder, wie es im Vaterunser formuliert ist, dass wir Vergebung nicht nur empfangen, sondern ebenso selber vergeben. In diesem Sinne können auch wir uns fragen: Wie reagieren wir auf Gottes Güte?
Einen gesegneten Tag wünscht
Pastor Hans-Peter Mumssen
Donnerstag, der 28.01.2021:
HERR, ich bin zu gering aller Barmherzigkeit und aller Treue, die du an deinem Knechte getan hast.
📖 1. Mose 32,11
Jesus aber sprach zu Zachäus: Heute ist diesem Hause Heil widerfahren, denn auch er ist ein Sohn Abrahams.
🖋 Lukas 19,9
💭 Zeichen des Heils
Die heutigen Bibelverse haben jeweils eine Vorgeschichte, in der die beiden Hauptpersonen - Jakob und Zachäus - anderen unrecht getan hatten. Jakob hatte seinen Bruder Esau in Bezug auf sein Erbe übervorteilt(1), Zachäus wiederum hatte etliche Menschen betrogen(2). Bei Jakob hatte dies zur Flucht aus der Heimat geführt, bei Zachäus zu einem schlechten Ruf, Verachtung und Hass.
Im Grunde hatten sie für ihre „Vorteile“ einen hohen Preis bezahlt. Das schien ihnen nach und nach bewusst zu werden, denn entsprechend reagierten sie, als eine Wende in ihr Leben kam. Bei Jakob war dies die Heimkehr und die befürchtete Begegnung mit seinem Bruder, bei Zachäus ein Treffen, zu dem Jesus ihn einlud. Die Zeit des Weglaufens und Verdrängens war damit vorüber und sie stellten sich ihrer Vergangenheit. Trotz der Jahrhunderte, die zwischen ihnen lagen, und trotz aller Unterschiede verhielten sich die beiden Männer erstaunlich ähnlich:
Wie sieht das bei uns aus, wenn uns Gott in seiner Güte begegnet? Sollte sich das „Heil“, das uns widerfährt, nicht auch in unseren Handlungen widerspiegeln? Ich meine, es gehört dazu, dass Versöhnung, Vergebung und Wiedergutmachung in unserem Leben sichtbar werden.
Einen gesegneten Tag wünscht
Angela Mumssen
(1) 1.Mose 27,35.36 (2) Luk. 19,8
Dienstag, der 26.01.2021:
Ist mein Wort nicht wie ein Feuer, spricht der HERR, und wie ein Hammer, der Felsen zerschmeißt?
📖 Jeremia 23,29
Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu werfen; was wollte ich lieber, als dass es schon brennte!
🖋 Lukas 12,49
💭 Feuer
Ein Sprichwort sagt: „Worte sind wie Schall und Rauch“ - also völlig unbedeutend, sofern sie nicht umgesetzt werden. Ganz anders klingt der heutige Losungsvers. Gottes Wort hat enorme Auswirkungen, denn was er ankündigt, wird auch geschehen. Die Frage ist nur: Welche Ankündigung kommt wirklich von Gott und welche ist das Produkt menschlicher Fantasie? Genau das war der Hintergrund des Losungsverses. So heißt es einige Verse vorher: Der HERR, der Herrscher der Welt, sagt: „Hört nicht auf das, was die Propheten euch verkünden! Sie halten euch zum Narren. Sie sagen euch, was ihr Herz ihnen eingibt, nicht was sie aus meinem Mund gehört haben.“ (Jer. 23,16)
Betrachten wir das Losungswort vor diesem Hintergrund, kann man es so verstehen: Das Wort, das wirklich von Gott kommt, erkennen wir an seiner Wirkungskraft. Es ist stärker als das, was es aufhalten will, und entwickelt seine eigene Dynamik. Im Losungswort wird es mit Feuer verglichen. Feuer breitet sich von selbst aus, solange es Nährstoff findet. Brennt es erst einmal, brennt es auch weiter. Zorn oder Hass kann wie ein Feuer in einem Menschen brennen, doch auch Liebe kann wie ein Feuer sein. Das Spannende am Feuer ist, dass es negativ und positiv zugleich sein kann.
Im Lehrtext kündigte Jesus Christus an, dass er ein Feuer auf der Erde werfen will. Was meinte er damit? Ich glaube, er sprach vom Feuer des Heiligen Geistes. Andere halten es eher für ein Gerichtsfeuer. Doch interessanterweise kann es beides zugleich sein.(1) Der Heilige Geist erfüllt einen Menschen nicht nur mit Freude, Kraft und Liebe, er reinigt auch unser Inneres. Reinigung bedeutet aber, dass alles, was schlecht ist, vernichtet wird. Solch eine Reinigung ist gewissermaßen ein in uns stattfindendes Gericht. So sind Gottes Wort und auch sein Geist wie ein Feuer, das, wie es auch wirkt, letztendlich ein Ziel hat - uns näher zu Gott zu bringen.
Einen gesegneten Tag wünscht
Pastor Hans-Peter Mumssen
(1) Matt. 3,11
Sonntag, der 24.01.2021:
Wie könnt ihr rechten mit mir? Ihr seid alle von mir abgefallen, spricht der HERR.
📖 Jeremia 2,29
Sie sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie vor Gott haben sollen, und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist.
🖋 Römer 3,23-24
💭 Gott und wir
„Wie könnt ihr rechten mit mir?“ Was ist mit diesem Satz aus dem heutigen Losungswort gemeint? Nun, andere Übersetzungen lauten so: „Warum beklagt ihr euch über mich?“ oder: „Warum klagt ihr mich an?“ Den Vorwurf, er würde sich den Seinen gegenüber unfair verhalten, lässt Gott nicht gelten. „Ihr habt doch mit mir gebrochen“, ist seine Antwort. Schon diese ersten Sätze machen klar: Es geht um die Beziehung zwischen Gott und uns.
Diese Betrachtungsweise hilft uns auch, den Lehrtext besser zu verstehen. Auch hier geht es um unsere Beziehung zu Gott selbst. Das ist das eigentliche Ziel aller Gebote: davor zu bewahren, unsere Beziehung zu Gott und zueinander zu zerstören. Nehmen wir z.B. die Lüge. Sie zerstört Vertrauen - und damit unsere Beziehung zueinander. Genauso trennt es uns von Gott, wenn wir andere Götter über oder neben ihn stellen oder irgendetwas wichtiger nehmen als unseren Schöpfer.
Man muss also nicht erst Leute bestohlen oder Gott verflucht haben, um zu den „Sündern“ zu gehören. Auch gute Taten machen uns nicht besser vor Gott, weil er nach etwas anderem sucht, nämlich, ob er für uns das Liebste und Wertvollste in unserem Leben ist. Er sucht schlichtweg nach unserer Liebe zu ihm.
Der Ruhm, den wir bei Gott haben sollten, bezeichnet also nicht irgendeine Heldentat. Andere übersetzen diese Stelle so: „Sie haben nichts aufzuweisen, was Gott gefallen könnte!“ Manchmal wird uns das erst klar, nachdem wir Gottes Gnade in Anspruch genommen haben. Seine Liebe zu uns knüpft sich nicht an irgendwelche positiven Eigenschaften. Sie ist bedingungslos. Das Einzige, was wir tun können, ist, auf diese Liebe zu antworten. In dem, was Jesus Christus für uns tat, gesteht Gott uns gewissermaßen seine Liebe zu uns. Unsere Liebe zu ihm bekennen wir mit einem schlichten „Ja“. Alles andere entwickelt sich daraus.
Einen gesegneten Tag wünscht
Pastor Hans-Peter Mumssen
Freitag, der 22.01.2021:
Die Israeliten werden umkehren und den HERRN, ihren Gott, suchen, und werden mit Zittern zu dem HERRN und seiner Gnade kommen in letzter Zeit.
📖 Hosea 3,5
Gott ist‘s, der in euch wirkt beides, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen.
🖋 Philipper 2,13
💭 Wollen und vollbringen
Das heutige Losungswort sprach der Prophet Hosea über das Volk Israel aus. Das Kapitel, aus dem es stammt, beginnt folgendermaßen: „Und der HERR sprach zu mir: Geh noch einmal hin und wirb um eine buhlerische und ehebrecherische Frau, wie denn der HERR um die Israeliten wirbt, obgleich sie sich zu fremden Göttern kehren und Traubenkuchen lieben.“ (Hos. 3,1) Gott wollte also der Untreue Israels mit einer erneuten Werbung entgegentreten. Nach einer Zeit ohne König oder Fürst, ohne Opfer, Tempel, Priester und auch ohne Götzen soll dann „in letzter Zeit“ das eintreten, was wir im Losungsvers lesen. Wer die Prophetien der Bibel ernst nimmt, wird darauf schauen, wann und wie sie sich erfüllen.
Doch wie können statt Untreue und Ablehnung Hingabe und Treue entstehen? Nehmen wir einmal als Beispiel Untreue in einer Partnerschaft: Sehr oft geschieht sie nicht mit dem expliziten Vorsatz, untreu zu sein, sondern ergibt sich „halt irgendwie“. Nicht selten rutscht dabei der Wille zur Treue im Innern fast unmerklich in den Hintergrund. In den Vordergrund tritt der jetzige Augenblick, als gäbe es nur ihn, seien es nun Nöte oder Verlockungen. Die Folgen sind oft katastrophal.
Nun wird Treue von einigen als schlicht unmöglich, von anderen als reiner Willensakt gesehen. Meiner Meinung nach sind beide Haltungen überzogen. Treue ist weder so einfach möglich noch völlig unmöglich. Sich bewusst zu machen, dass man dazu Gottes Hilfe braucht, ist gewiss ein guter Anfang. Im Lehrtext lesen wir, dass Gott sowohl „das Wollen“ als auch „das Vollbringen“ bewirkt. Das bedeutet, es ist nicht unsere Willenskraft - es ist seine. Ebenso ist es seine Kraft, durch die wir etwas umsetzen können.
Darauf können wir hoffen, wenn es bei uns noch hakt. Wir dürfen Gott in allem um Hilfe bitten und darauf vertrauen, dass er uns nicht mittendrin alleine lässt, sondern ans Ziel bringt.
Einen gesegneten Tag wünscht
Angela Mumssen
Mittwoch, der 20.01.2021:
Du gibst meinen Schritten weiten Raum, und meine Knöchel wanken nicht.
📖 2. Samuel 22,37
Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit.
🖋 2. Korinther 3,17
💭 Weiter Raum
Das heutige Losungswort ist Teil eines Liedes von David. Er sang es, als Gott ihn von all seinen Feinden und Bedrohungen befreit hatte. Unter weitem Raum verstand David also, sich wieder frei bewegen zu können, ohne etwas befürchten zu müssen. Wie ein enger Raum sich anfühlen kann, erleben wir gerade weltweit durch die einschränkenden Maßnahmen der Corona-Pandemie. Der enge Raum Davids war allerdings wesentlich bedrohlicher. Oft hatte er diesbezüglich zu Gott geschrien und dessen Hilfe erfahren. Und nun gab Gott seinen Schritten weiten Raum - welche Freude.
Zur Zeit Jesu lebten die Menschen auch in einer großen Enge. Sie befanden sich nicht nur unter römischer Vorherrschaft, sondern wurden ebenfalls von ihren religiösen Leitern bedrängt. Diverse Gebote und Vorschriften waren minutiös einzuhalten. Viele dieser Vorschriften stammten gar nicht aus dem mosaischen Gesetz, sondern waren frei erfunden. Alles wurde verengt und oft auch unbarmherzig ausgelegt.
Bis dann Jesus Christus kam. Er begann seine umfassende Botschaft mit „Selig sind …“ und erklärte seinen Zuhörern, wie Gott das Gesetz verstanden haben wollte. Vor allem aber verkündete er, dass Gott barmherzig ist und an Barmherzigkeit mehr Gefallen hat als an Opfern.(1) Für die Menschen war das wie ein Befreiungsschlag. Und genauso war es auch gemeint. Jesus Christus kam, um uns freizusetzen - zunächst von unserer eigenen Schuld, doch dann auch von einem bedrückenden Regelwerk.
Aber sind nicht viele der biblischen Gesetze gut und auch notwendig? Ich sehe das so: Sie sind wie das Geländer auf einer hohen Brücke. Wenn ich mich jedoch direkt von Jesus Christus führen lasse, werden die Geländer für mich unwichtig. In diesem Sinne können wir den Lehrtext verstehen. Der Heilige Geist ist ja der Stellvertreter Christi, der uns zusammen mit Gottes Wort lenkt und befähigt, auf Gottes Wegen zu bleiben. So eröffnet sich für uns als Nachfolger Jesu ein weiter Raum. Genießen wir ihn!
Einen gesegneten Tag wünscht
Pastor Hans-Peter Mumssen
(1) Hos. 6,6 Matt. 12,7
Montag, der 18.01.2021:
HERR, du machst alles lebendig, und das himmlische Heer betet dich an.
📖 Nehemiah 9, 6
Von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge. Ihm sei Ehre in Ewigkeit!
🖋 Römer 11,36
💭 Schöpfer des Lebens
Im heutigen Losungswort lesen wir, dass Gott lebendig macht. Damit meinte der Schreiber Nehemia, dass Gott das Leben geschaffen hat. Mit diesem Satz lobte er die Größe Gottes - doch nicht nur er, sondern: „Das himmlische Heer betet dich an.“ Solch eine Art von Lobpreis finden wir in der Bibel häufig. Immer wieder wird darin beschrieben, dass Gott alles geschaffen hat und was es war. Ähnliches lesen wir im Lehrtext.
Doch weshalb wird diese Tatsache immer wieder erwähnt? Nun, ich meine, weil es für uns wichtig ist, damit wir voller Zuversicht all unser Vertrauen auf Gott werfen können. Wenn er das Leben nicht geschaffen hätte, könnte er es auch nicht erhalten. Wenn hinter der gesamten Schöpfung nicht ein Wille stehen würde, dass Gott es nämlich so wollte, wären wir dem Lauf der Dinge völlig unterworfen. Wozu dann beten? Wozu hoffen? Wozu irgendetwas im Vertrauen auf Gott riskieren?
Einige meinen, wir Christen reden uns das alles nur ein und halten so eine Illusion am Leben. Doch David sagt in einem seine Lieder genau das Gegenteil: „Menschen, die sich einreden: ‚Gott gibt es überhaupt nicht!‘, leben an der Wirklichkeit vorbei.“ (Ps. 14,1a) Ich weiß nicht, wie viele Diskussionen ich schon über dieses Thema hatte. Doch bei allen Erklärungsversuchen, woher alles kommt, bleibt die entscheidende Frage nicht beantwortet: Wie kann aus Nichts etwas werden?
Nun spricht das Losungswort nicht nur von der Schöpfung im Allgemeinen, sondern vom Schöpfer des Lebens. Ich habe einmal versucht, zu beschreiben, was Leben eigentlich ist. Dabei habe ich herausgefunden: Leben will leben. Das bedeutet, dass Leben einen Willen hat. Dass wir leben, hat also damit etwas zu tun, dass einer gesagt hat: „Ich will, dass du lebst!“ Gott will, dass wir leben. Ja, noch mehr: Er will, dass der Tod nicht das letzte Wort hat.(1) So können wir fest darauf bauen: Unser Leben hat nicht nur seinen Ursprung bei Gott, es hat auch seine Zukunft bei ihm!
Einen gesegneten Tag wünscht
Pastor Hans-Peter Mumssen
(1) Joh. 11,25 Joh. 14,19
Samstag, der 16.01.2021:
Der HERR behütet dich; der HERR ist dein Schatten über deiner rechten Hand, dass dich des Tages die Sonne nicht steche noch der Mond des Nachts.
📖 Psalm 121,5-6
Ich bitte dich nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie bewahrst vor dem Bösen.
🖋 Johannes 17,15
💭 Bewahrung
In den heutigen Losungsversen geht es darum, dass Gott uns schützen möge. Im Losungsvers formuliert der Psalmist es als glaubensvolle Zusage, im Lehrtext ist es Jesus Christus selbst, der zum Vater um Bewahrung für seine Jünger bittet. Beiden Versen können wir entnehmen, dass wir Schutz und Bewahrung brauchen. Ebenso können wir sehen, dass die Lösung nicht darin besteht, einfach nicht mehr mit dem konfrontiert zu werden, wovor wir Schutz brauchen.
Deshalb meine ich, wir sollten uns von der Erwartung verabschieden, Gott müsse alles, was uns bedroht, aus dem Weg räumen. Als Christen sind wir zwar nicht von dieser Welt(1) - dennoch leben wir in ihr. Das ist kein ungünstiger Zufall, sondern ein Auftrag, den Christus uns gibt: „Wie du mich gesandt hast in die Welt, so sende ich sie auch in die Welt.“ (Joh. 17,18) Das bedeutet meiner Meinung nach auch, dass wir all das, was der Welt widerfährt, ebenso erleben.
Als Jesus Christus für seine Jünger betete, wusste er sehr gut, was auf ihn selbst zukam, nämlich der Tod am Kreuz. Ebenso wusste er, dass auf seine Nachfolger nicht nur Wunder und Siege, sondern auch Verfolgung und Niederlagen warteten. Schon die erste Gemeinde erlebte die ganze Bandbreite. Wurde Jesu Gebet denn nicht erhört? Er hatte doch um Bewahrung gebetet.
Wer die Apostelgeschichte kennt, weiß, dass die erste Gemeinde am Anfang viele Wunder erlebte, aber auch relativ schnell verfolgt wurde. Menschen wurden gefangen genommen, Leiter getötet. Und ihre Bewahrung „vor dem Bösen“? Ich meine, sie bestand darin, dass der äußere Druck ihre Haltung zu Christus nicht mehr verändern konnte. Das Böse hatte keinen Einfluss mehr auf das, was sie glaubten, was andere wiederum trotz aller Widrigkeiten zu Gott hinzog. Bewahrung erweist sich dort, wo wir ohne Gott verzweifeln würden. Doch mit ihm werden wir hindurchkommen.
Einen gesegneten Tag wünscht
Angela Mumssen
(1) Joh. 17,16
Donnerstag, der 14.01.2021:
Lasst uns mit Danken vor sein Angesicht kommen und mit Psalmen ihm jauchzen! Denn der HERR ist ein großer Gott.
📖 Psalm 95,2-3
Dem König aller Könige und Herrn aller Herren, der allein Unsterblichkeit hat, der da wohnt in einem Licht, zu dem niemand kommen kann, den kein Mensch gesehen hat noch sehen kann, dem sei Ehre und ewige Macht! Amen.
🖋 1. Timotheus 6,15-16
💭 Unerreichbar und doch nah
In den heutigen Bibelversen wird die Größe Gottes und Jesu Christi beschrieben. Er ist größer als alles, was wir uns vorstellen können. David, der Schreiber des Losungswortes, beschreibt Gott so: „In seiner Gewalt sind die Tiefen der Erde und ihm gehören die Gipfel der Berge. Das Meer gehört ihm - er hat es gemacht, und auch das Land - er hat es geformt.“ (Ps. 95,4-5) Heute würden wir vielleicht sagen: In seiner Gewalt sind Milliarden von Galaxien, er hat sie gemacht, und auch die kleinsten Teilchen, deren Existenz wir nur erahnen, hat er geformt. Der wissenschaftliche Fortschritt vermindert nicht die Größe Gottes, sondern macht sie noch gigantischer als zuvor.
Sowohl Losung als auch Lehrtext versuchen nicht, Gottes Größe zu verstehen. Doch eines schwingt bei beiden mit: Obwohl Gott so groß ist und so weit über allem steht, was wir begreifen können, gibt es eine Beziehung zwischen ihm und uns. So heißt es: „Lasst uns mit Danken vor sein Angesicht kommen.“ Das sagt man nicht von jemandem, der fern ist. „Vor sein Angesicht“ bedeutet, dass Gott uns nahe ist. Deshalb reagieren wir auf ihn mit Jauchzen und mit Ehrerbietung.
Doch auch Gott reagiert auf uns. Er reagiert auf unsere Not, auf unsere Schuld, auf unsere Sterblichkeit, aber auch auf unsere Gebete, unsere Liebe und unser Vertrauen. Statt in dem Licht zu bleiben, zu dem niemand kommen kann, kam er in Jesus Christus zu uns, doch nicht, um bejubelt zu werden, sondern um für uns zu sterben. Das ist für mich noch unbegreiflicher als die Schöpfermacht Gottes.
Wir können die Größe Gottes bestaunen, doch wir werden sie nie vollständig ergründen. Was wir aber können, ist, an den zu glauben, der gesagt hat: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen.“ (Joh. 14,9b): Jesus Christus.
Einen gesegneten Tag wünscht
Pastor Hans-Peter Mumssen
Dienstag, der 12.01.2021:
Ich will die Übriggebliebenen meiner Herde sammeln aus allen Ländern und will sie wiederbringen zu ihren Weideplätzen, dass sie fruchtbar sein sollen und sich mehren.
📖 Jeremia 23,3
Welcher Mensch ist unter euch, der hundert Schafe hat und, wenn er eines von ihnen verliert, nicht die neunundneunzig in der Wüste lässt und geht dem verlorenen nach, bis er‘s findet?
🖋 Lukas 15,4
💭 Gottes Zusagen
Das Kapitel, aus dem das heutige Losungswort stammt, ist eigentlich eine Abrechnung mit den Hirten, die Gottes Herde nicht gut geweidet hatten. Anstatt die Schafe zu guten Weideplätzen zu führen, zerstreuten die Hirten sie und kümmerten sich nicht um sie. Doch wie wir lesen, will Gott seine Herde aus allen Ländern sammeln und Hirten über sie setzen, die sie schützen und versorgen.
Nun geht es hier ja nicht im wahrsten Sinne des Wortes um Schafe, sondern um das Volk Gottes des Alten Bundes - also um das Volk Israel. Entsprechend ist mit der Versorgung die geistliche Versorgung gemeint. Schon im Alten Testament lesen wir, „dass der Mensch nicht vom Brot allein lebt, sondern von allem, was aus dem Mund des HERRN geht.“ (5.Mos. 8,3b) Unter anderem versprach Gott seinem Volk in etlichen Prophezeiungen, sie wieder in ihr Land zurückzubringen. Über Jahrhunderte, ja Jahrtausende gaben diese Worte den Menschen jüdischer Abstammung Hoffnung und schenkten ihrer Seele immer wieder Kraft, bis sich dann tatsächlich alles erfüllte.
Und auch ein anderes Wort erfüllte sich, nämlich, dass Gott einen Retter für alle Menschen schicken wird. Wir Christen vertrauen darauf, dass dieser Retter Jesus Christus ist, nicht nur aufgrund der Prophezeiungen, sondern weil sich das, was wir im Lehrtext lesen, buchstäblich in unserem Leben erfüllt hat. Jesus Christus ist uns nachgegangen und hat uns selbst in unseren dunkelsten Stunden nicht aufgegeben. Darauf können wir auch in Zukunft vertrauen - übrigens auch für andere Menschen um uns herum. Wir wissen zwar nicht, was auf uns zukommt, doch wir können darauf vertrauen, dass Jesus Christus bei uns ist und mit uns durch alles hindurchgeht. So geben Gottes Zusagen uns auch heute immer wieder neue Kraft.
Einen gesegneten Tag wünscht
Pastor Hans-Peter Mumssen
Sonntag, der 10.01.2021:
Halte meine Augen davon ab, nach Nichtigem zu schauen.
📖 Psalm 119,37
Wie ihr nun angenommen habt den Herrn Christus Jesus, so lebt auch in ihm, verwurzelt und gegründet in ihm und fest im Glauben.
🖋 Kolosser 2,6-7
💭 Nichtiges und Wichtiges
Im heutigen Losungswort lesen wir eine Bitte, die der Psalmist Gott vorbrachte. Offensichtlich fand er es erstrebenswert, sich möglichst wenig mit Nichtigem zu befassen. Nun hätte er das auch wie einen Vorsatz formulieren können: „Ich werde mich nicht mehr mit dem abgeben, was sinnlos und nutzlos ist!“ Ob es jedoch gelingt, ist mitunter fraglich. Denken wir nur an die vielen Vorsätze an Neujahr und wie schnell sie oft verflogen sind.
Der Psalmist hingegen ruft zu Gott, dass dieser seine Augen davon abhalten möge, „nach Nichtigem zu schauen.“ Was das war, wird gar nicht weiter benannt. Was aber benannt wird, ist, worauf der Psalmist schauen möchte: auf Gott und sein Wort.(1) Das sollte das Wichtigste in seinem Leben sein.
Ich glaube, hierin verbirgt sich ein Geheimnis des Glaubens. Wenn wir nämlich ständig versuchen, Dinge zu vermeiden, bindet das unsere Kraft. Anstatt uns mit dem zu beschäftigen, was wir tun wollen, starren wir mehr und mehr auf das, was wir nicht tun wollen. Anstatt Dinge zu überwinden - was wir uns ja wünschen - gerät auf diese Weise manch einer in einen aussichtslos scheinenden Kampf. Nach und nach wird unser Leben maßgeblich von etwas bestimmt, das wir eigentlich gar nicht haben wollen.
Vielleicht ist es einmal an der Zeit, sich wieder bewusst zu machen, was uns wirklich wichtig ist. Vielleicht müssen wir uns auch von dem Bemühen trennen, alles aus eigener Kraft schaffen zu wollen. Der Psalmist vertraute auf Gott mehr als auf sich selbst und übergab ihm das Wollen und auch das Vollbringen.
Auch unser Wollen - unser Wunsch, mit Christus zu leben - kommt von dem, der ebenfalls das Vollbringen schenkt.(2) Im Lehrtext wird beschrieben, wie solch ein Leben mit Christus als Fundament aussieht. Die Ausrichtung auf ihn lässt uns werden wie ein Baum, der seine Wurzeln tief in den Boden gesenkt hat und so Kraft und Halt bekommt - Gott sei Dank!
Einen gesegneten Tag wünscht
Angela Mumssen
(1) Ps. 119,35 (2) Phil. 2,13
Samstag, der 06.02.2021:
Ich hatte von dir nur vom Hörensagen vernommen; aber nun hat mein Auge dich gesehen. Darum gebe ich auf und bereue in Staub und Asche.
📖 Hiob 42,5-6
Saulus umleuchtete plötzlich ein Licht vom Himmel; und er fiel auf die Erde und hörte eine Stimme, die sprach zu ihm: Saul, Saul, was verfolgst du mich? Er aber sprach: Herr, wer bist du? Der sprach: Ich bin Jesus, den du verfolgst.
🖋 Apostelgeschichte 9,3-5
💭 Unerwartete Begegnung
In den heutigen Losungsversen lesen wir von zwei Männern, denen Gott in dramatischen Umständen begegnete. Im Losungsvers war es Hiob, im Lehrtext Saulus. Sowohl für Hiob als auch für Saulus war es gar keine Frage, ob Gott da war. Das war für sie ganz klar. Doch wie Gott war und was er wollte, da hatte jeder so seine eigenen Vorstellungen. Hiob suchte nach einer Antwort auf sein Elend, das über ihn gekommen war(1). Er hatte also Fragen, auf die keine Antwort einen Sinn ergab. Saulus wiederum war der Meinung, es würde Gott gefallen, wenn er die Christen verfolgte.(2) Er fragte nicht, er handelte.
Doch weder Hiobs Fragen noch Saulus‘ Aktionen brachten sie ihrem Ziel näher. Da geschah etwas, das sie trotz aller Gläubigkeit nicht erwartet hatten: Gott begegnete ihnen, und zwar genau dort, wo sie waren. Hiob in seinem Elend, Saulus in seinem Verfolgungswahn. Diese Begegnung veränderte alles. Hiob wurde klar, dass sein Suchen nach Antworten ihn nicht weiterbringt. Und Saulus lernte den kennen, von dem er dachte, dass es ihn gar nicht gibt.
Diese beiden Begebenheiten zeigen, so meine ich, dass es für Gott immer einen Weg gibt, jemandem zu begegnen. Wie offen die Person dafür ist, ist dabei zweitrangig. Diejenigen, die ihn suchen, weil sie eine Not haben, wird er nicht enttäuschen. Doch es kann schon passieren, dass er - wie bei Hiob - Dinge geraderückt. Ebenso kann es aber auch passieren, dass er uns in die Spur bringen muss wie einen Saulus, dessen Eifer zu blindem Aktionismus geführt hatte. Ermutigend finde ich, dass Gott weder den einen noch den anderen fallen ließ, sondern sie aufrichtete, segnete und zum Segen setzte. Darauf dürfen auch wir vertrauen.
Einen gesegneten Tag wünscht
Angela Mumssen
(1) Hiob 7,11-21 (2) Apg. 22,3-5
Donnerstag, der 04.02.2021:
Der HERR ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind, und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben.
📖 Psalm 34,19
Wie die Leiden Christi reichlich über uns kommen, so werden wir auch reichlich getröstet durch Christus.
🖋 2. Korinther 1,5
💭 Die Nähe Gottes
In den heutigen Losungsversen werden die verschiedenen Arten und Weisen der Nähe Gottes beschrieben. Gott ist uns nahe, wenn wir zerbrochenen Herzens sind. Er ist uns nahe, wenn wir ein zerschlagenes Gemüt haben. Er ist uns aber auch nahe, wenn wir an Christi Leiden teilnehmen und wiederum, wenn wir getröstet werden. Im Grunde ist uns Gott immer nahe, selbst da, wo wir seine Nähe nicht vermuten.
Wir erkennen Gottes Nähe allerdings nicht daran, ob wir sie spüren, z.B. in einem Glücksgefühl. Wir erkennen sie vielmehr in seiner Zusage, die wir in der Bibel lesen. In drei Fällen werden hier Situationen geschildert, in denen wir uns häufig ganz allein fühlen. Eine andere Übersetzung des Losungsverses lautet: „Der Herr ist allen nahe, die verzweifelt sind; er rettet die, die den Mut verloren haben.“ Wenn Gott uns nun in unserer Verzweiflung, Mutlosigkeit oder im Leid nahe ist, so können wir genau in diesem Zustand Kontakt zu ihm aufnehmen.
Ein gutes Beispiel dafür ist Mose. Er erlebte Gottes Nähe auf dem Berg Horeb. Und weil Gott ihm nahe war, ergriff Mose diese Gelegenheit beim Schopf und bat ihn um verschiedene Dinge. Genauso können auch wir Gott in schwierigen Momenten um das bitten, was unser Herz bewegt, denn gerade da ist er uns nahe. Manchmal werden Christen stumm, wenn es ihnen schlecht geht. Doch ich meine, wir sollten genau das Gegenteil tun.
Nun lesen wir im Lehrtext etwas von den Leiden Christi. Das kann Verfolgung oder Verachtung sein. Es können aber auch Anfechtungen sein, die uns von Jesus Christus und seinem Wort trennen wollen. Es kann aber auch, wie ich es sehe, ein körperliches Leiden sein. In all dem will Gott uns trösten. Vielleicht spüren wir seine Nähe wie nie zuvor. Vielleicht schenkt er uns Begegnungen mit geliebten Menschen. Was es auch sei - wir sind nicht allein, das ist die gute Botschaft der heutigen Losung.
Einen gesegneten Tag wünscht
Pastor Hans-Peter Mumssen
Dienstag, der 02.02.2021:
Mein Wort wird nicht wieder leer zu mir zurückkommen, sondern wird tun, was mir gefällt, und ihm wird gelingen, wozu ich es sende.
📖 Jesaja 55,11
Gib deinen Knechten, mit allem Freimut zu reden dein Wort. Strecke deine Hand aus zur Heilung und lass Zeichen und Wunder geschehen durch den Namen deines heiligen Knechtes Jesus.
🖋 Apostelgeschichte 4,29-30
💭 Bevollmächtigt
Im heutigen Losungswort beschreibt der Prophet Jesaja die Wirkung von Gottes Wort. Als Vergleich dient der Regen bzw. der Schnee. Beide fallen auf die Erde und kehren nicht zum Himmel zurück, sondern machen die Erde fruchtbar. Genauso wird Gottes Wort nicht unverrichteter Dinge zu Gott zurückkehren. Es ist etwas ganz Besonderes - und hat immer eine Wirkung.
Das sprengt unsere gewöhnliche Vorstellung von Worten. Sie sind für uns erst einmal nur eine Weitergabe von Informationen. Ob diese etwas bewirken, liegt gewöhnlich am Empfänger. So gab und gibt es immer wieder Menschen, die denken: „Wenn ich Gottes Worte einfach ignoriere oder als unwichtig ansehe, haben sie auch keine Gültigkeit für mich.“ Doch Gottes Wort hat immer Gültigkeit. An vielen Stellen der Bibel stehen sich Heil und Unheil gegenüber(1). Wir müssen uns dann entscheiden, welchen Weg wir einschlagen wollen.
Nun lesen wir im Lehrtext, dass die erste Gemeinde Gott damals darum bat, Zeichen und Wunder im Namen Jesu geschehen zu lassen. Weshalb baten die ersten Christen um so etwas? Wollten sie etwas Besonderes sein? Nein, das glaube ich nicht. Vielmehr hatten sie den besonderen Auftrag, das Evangelium zu verbreiten. Sie sollten nicht ihre eigenen Meinungen verkünden, sondern eine Botschaft, die direkt von Gott kam. Allerdings hatten sie Angst vor ihren Verfolgern, deshalb beteten sie um Freimut.
Doch wie sollten die Menschen erkennen, dass die Botschaft der Christen wirklich von Gott kam und für jeden Menschen gültig war, ob er nun glaubt oder auch nicht? Sie benötigten eine Bevollmächtigung - etwas, das erkennen ließ, dass Gott hinter ihren Worten stand. Deshalb baten sie darum. Und ich denke, deshalb dürfen und sollten auch wir darum bitten.
Einen gesegneten Tag wünscht
Pastor Hans-Peter Mumssen
(1) z.B. Joh. 3,16-18 Röm. 8,13
Sonntag, der 31.01.2021:
Sie gaben‘s dem HERRN freiwillig von ganzem Herzen.
📖 1. Chronik 29,9
Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb.
🖋 2. Korinther 9,7
💭 Fröhliche Geber
Die heutige Losung möchte ich einmal vom Lehrtext ausgehend betrachten. Der Apostel Paulus schrieb an die Korinther bezüglich einer Sammlung, für die sie bereits eine Zusage gemacht hatten. Allerdings lag dies schon einige Zeit zurück.(1) Um sicherzustellen, dass auch alles so ablief wie gedacht, wollte Paulus einige Männer nach Korinth schicken. Er erklärte das so: „um die von euch angekündigte Segensgabe vorher fertig zu machen, sodass sie bereitliegt als eine Gabe des Segens und nicht des Geizes.“ (2.Kor. 9,5)
Paulus wollte also keinen Druck ausüben. Allerdings hatte er anderen gegenüber die Großzügigkeit der Korinther erwähnt, denn diese hatten schon ihr Wort gegeben. Das wiederum hatte andere dazu angespornt, sich ebenfalls zu beteiligen. Nun scheiden sich ja bekanntlich am Geld die Geister. Die einen geben unter lautem Getöse, andere stillschweigend, wiederum andere mit den Zähnen knirschend. Und einige geben gar nichts. Vermutlich war das damals auch nicht anders als heute. Die Frage ist, warum sich Menschen so verschieden verhalten, wenn es um Sammlungen, Kollekten oder Opfergaben geht.
Ich meine, es liegt mit daran, ob das, was man tut, mit dem übereinstimmt, was man tun möchte. Im Losungsvers wird vom Volk Israel berichtet, die Gott „freiwillig“ Gold, Silber, Edelsteine, Geld und Baumaterialien für den Tempel brachten.(2) Das bedeutete: Das, was sie machten, war das, was sie gerne tun wollten. Und wenn man etwas gerne tut, dann tut man es auch fröhlich.
Das heißt jedoch nicht immer, dass es einen nichts kostet. So kann auch Geben manchmal eine Anstrengung sein. Einige meinen, zur Fröhlichkeit gehöre, dass es uns leicht und mühelos von der Hand geht. Andere gehen davon aus, ein echtes Opfer müsse man schon „spüren“ - es müsse also wehtun. Ich persönlich glaube, wesentlich wichtiger als Leichtigkeit oder Leiden ist unsere Herzenshaltung dabei: „Will ich?“ Alles Weitere kommt danach. Aus „will ich“ wird dann „willig“ - und daraus „fröhlich“.
Einen gesegneten Tag wünscht
Angela Mumssen
(1) 2.Kor. 9,2 (2) 1.Chr. 29,7.8
Freitag, der 29.01.2021:
Viele, die im Staub der Erde schlafen, werden aufwachen, die einen zum ewigen Leben, die andern zu ewiger Schmach und Schande.
📖 Daniel 12,2
Der Sünde Sold ist der Tod; die Gabe Gottes aber ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserm Herrn.
🖋 Römer 6,23
💭 Tod oder Leben
Das heutige Losungswort ist eine Prophetie Daniels über die letzte Zeit.(1) Er kündigt dort ähnliche Ereignisse an wie auch Jesus Christus in seinen Endzeitreden.(2) Im Losungswort geht es um das Finale: die Auferstehung aller Toten, das Gericht und den Ort der Ewigkeit. Wie ich es verstehe, ist das ewige Leben hier gleichbedeutend mit „Himmel“ und die ewige Schmach mit „Hölle“.
Im Lehrtext wird es noch einmal anders formuliert. Dort geht es um Tod oder ewiges Leben. Auch das ist gleichbedeutend mit Himmel und Hölle, weil der Tod in der Bibel gewöhnlich nicht die Auslöschung einer Existenz bedeutet, sondern die Trennung von Gott oder voneinander. Deshalb werden die Verstorbenen im Losungswort auch nicht als „Tote“ bezeichnet, sondern als „Schlafende“.
Das Thema Himmel oder Hölle führt auch unter Theologen zu sehr kontroversen Diskussionen, obwohl an etlichen Stellen in der Bibel wie im Losungsvers sehr deutlich davon gesprochen wird. Die unterschiedlichen Standpunkte sind teilweise historisch nachvollziehbar, weil oft geistliche Leiter mit der Hölle gedroht haben, um ihre Interessen durchzusetzen. Das befreit uns aber nicht davon, die Bibel und die Worte Jesu Christi ernst zu nehmen.
Es gibt ein ewiges Leben und eine ewige Schmach. Da kommen wir nicht drum herum, auch wenn einige das Wort „Ewigkeit“ - im griechischen Äon - als eine zeitlich begrenzte Periode ansehen. Wir können das Gericht Gottes nicht einfach wegdiskutieren. Allerdings wissen wir, dass Gott nicht will, dass ein Mensch verloren geht.(3) Was wir nicht wissen, ist, wie Gott den Einzelnen einmal richten wird. Wir wissen nur, dass es ohne Jesus Christus keine Rettung gibt.(4) Was wir aber tun können, ist, seinen Namen, seine Liebe und Güte überall, wo es möglich ist, bekannt zu machen - nicht panisch, auch nicht richtend, sondern voller Zuversicht.
Einen gesegneten Tag wünscht
Pastor Hans-Peter Mumssen
(1) Dan. 12,4 (2) Matt. 24,21 Joh. 5,28-29 (3) Joh. 3,16 1.Tim. 2,3-4 2.Petr. 3,9 (4) Joh. 14,6 Apg. 4,12
Mittwoch, der 27.01.2021:
Die in ihrem Geist irren, werden Verstand annehmen, und die, welche murren, werden sich belehren lassen.
📖 Jesaja 29,24
Wenn es jemandem unter euch an Weisheit mangelt, so bitte er Gott, der jedermann gern und ohne Vorwurf gibt; so wird sie ihm gegeben werden.
🖋 Jakobus 1,5
💭 Geschenkte Weisheit
Das heutige Losungswort - eine Prophetie Jesajas - bezieht sich auf das Kommen des Messias - also auf Jesus Christus. Ein Beleg dafür ist z.B. folgender Vers: „Zu der Zeit werden die Tauben hören die Worte des Buches, und die Augen der Blinden werden aus Dunkel und Finsternis sehen.“ (Jes. 29,18) Als Jesus kam, geschah genau das.
Im Losungswort wird im gewissen Sinne ein Bekehrungswunder geschildert. Die Veränderung der Menschen ist, so meine ich, nicht nur ein Willensakt, sondern etwas, das Gott in ihnen wirkt. Wenn jemand z.B. in seinem Geist irrt, stecken dahinter oft tief verankerte Lebenseinstellungen, die sich nicht einfach ändern. Ähnlich ist es bei jemandem, der unzufrieden ist, an allem etwas auszusetzen hat und sich nichts sagen lassen will. Da helfen oft weder Argumente noch Kritik noch harsche Worte. Es muss schon ein Wunder geschehen, damit so jemand sich ändert - und genau dieses Wunder wird im Losungswort beschrieben.
Tatsächlich glaube ich, dass Jesus Christus solch ein Wunder an uns tun will. Ein Beispiel ist der Apostel Paulus. Er befand sich total im Irrtum, als er die Christen verfolgte. Er selbst meinte, er handle im Auftrag Gottes. Doch dann begegnete ihm Jesus. In diesem Moment wurde Paulus - damals noch Saulus - zwar äußerlich blind, doch innerlich sehend. In dieser Begegnung erkannte er nämlich nicht nur Gottes Macht, sondern auch die Liebe, Güte und Geduld Jesu Christi. Diese erlebte Gnade befähigte Paulus, wie ich meine, seinen Irrtum einzugestehen.
So wurde aus Paulus ein weiser Mann. Er hielt sich nämlich nicht mehr selbst für weise, sondern trachtete danach, die Weisheit Gottes zu erfahren. Genauso können auch wir leben, dazu ermutigt uns der Lehrtext. Statt auf dem Meer der Meinungen zu treiben, lässt uns Gott die wahren Zusammenhänge immer mehr erkennen. Das hilft uns in allen Lebenslagen.
Einen gesegneten Tag wünscht
Pastor Hans-Peter Mumssen
Montag, der 25.01.2021:
Aber mit dir will ich nicht ein Ende machen. Ich will dich mit Maßen züchtigen, doch ungestraft kann ich dich nicht lassen.
📖 Jeremia 30,11
So demütigt euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zu seiner Zeit.
🖋 1. Petrus 5,6
💭 Unter Gottes Hand
Der heutige Losungsvers beginnt mit einem „Aber“. Vor solch einem Wort befindet sich oft etwas, das im Gegensatz zu dem steht, was danach kommt. So auch hier: „Denn ich bin bei dir, spricht der HERR, dass ich dir helfe. Denn ich will mit allen Völkern ein Ende machen, unter die ich dich zerstreut habe; aber mit dir will ich nicht ein Ende machen …“ (Jer. 30,11) Gott sagt Israel hier seine Hilfe zu, die Vernichtung ihrer Feinde und - Strafe. Zwar mit Maßen, aber: „… doch ungestraft kann ich dich nicht lassen.“
Was mag das wohl in den Menschen ausgelöst haben? Und was löst solch ein Wort in uns heute aus? Müssen wir uns davor fürchten, dass Gott uns straft? Ich kenne Menschen, die befürchten, dass es eine Strafe Gottes ist, wenn ihnen schlimme Dinge widerfahren. Also versucht manch einer, Gott irgendwie zu beeinflussen, um das zu verhindern. Doch Gott lässt sich nicht bestechen, weder durch Frömmigkeit noch durch gute Taten. Allerdings hat er einen Weg für uns: Jesus Christus. Von ihm heißt es schon im Alten Testament: „Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten.“ (Jes. 53,5)
Ich verstehe da so: Wir müssen uns nicht davor fürchten, dass Gott uns bestraft, denn die Strafe lag ja auf Jesus, als er am Kreuz für unsere Sünden starb. Wovor wir uns jedoch hüten sollten, ist, zu meinen, wir könnten nun fünfe gerade sein lassen. Gott hat einen sehr hohen Preis für uns bezahlt, als er seinen Sohn gab. Wer das ohne Respekt vor Gott für sich beansprucht, schießt am Ziel vorbei. Sich „unter die gewaltige Hand Gottes“ zu demütigen, wie es im Lehrtext heißt, beinhaltet sowohl die Erkenntnis der eigenen Schuld als auch die Freude über die Erlösung. All das geschieht jedoch ohne Furcht, da wir durch Christus darauf vertrauen können, dass Gott uns „zu seiner Zeit“ erhöhen wird.
Einen gesegneten Tag wünscht
Angela Mumssen
Samstag, der 23.01.2021:
Es soll meine Freude sein, ihnen Gutes zu tun.
📖 Jeremia 32,41
Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.
🖋 Lukas 19,10
💭 Die Freude, Gutes zu tun
Das heutige Losungswort vermittelt uns das eigentliche Ansinnen Gottes: Er will uns Gutes tun. Lesen wir die Vorgeschichte zu diesem Vers, erfahren wir allerdings auch, weshalb sich das Gute so oft verzögert. Dort teilte der Prophet Jeremia seinem Volk mit, weshalb Gott ihnen nicht gegen den Angriff der Chaldäer hilft, sondern es zulassen wird, dass sie nach Babylon verschleppt werden. Unter anderen heißt es: „Sie haben dem Baal im Hinnomtal Kultstätten errichtet, und nun verbrennen sie dort dem Moloch Söhne und Töchter. Etwas so Schreckliches hätte ich nie von ihnen verlangt. Es wäre mir auch nie in den Sinn gekommen, dass sie solche entsetzlichen Taten begehen könnten. Sie haben ganz Juda zur Sünde verführt.“ (Jer. 32,35) Während Gott seinem Volk eigentlich Gutes zugedacht hatte, brachten diese in einer Art religiösem Fanatismus die eigenen Kinder um.
Trotz allem prophezeite Jeremia, dass Gott am Ende doch zu seinem Ziel kommen und es ihm eine Freude sein wird, „ihnen Gutes zu tun.“ Den Weg dorthin beschreibt Jeremia folgendermaßen: „Ich will in ihnen den Wunsch wecken, mich anzubeten und zu fürchten, sodass sie nie wieder von mir weglaufen.“ (Jer. 32,40c) Gott selber greift also ein. Im Grunde kündigte Jeremia hier das Evangelium Jesu Christi an. Denn, wie wir im Lehrtext lesen, kam Jesus Christus zu uns, um uns aus unserer Verlorenheit herauszuholen.
Oft betonen wir, dass Gott uns unsere Schuld vergeben hat, weil Jesus Christus sie stellvertretend für uns auf sich nahm. Jeremia betont jedoch noch eine weitere wichtige Komponente der Erlösung: einen veränderten Sinn. Als Nachfolger Jesu Christi ist unser Sinn nun nicht mehr auf uns selbst gerichtet noch auf Dinge, die uns in ihren Bann ziehen wollen, sondern auf Jesus Christus. Der Blick auf ihn macht uns frei - und übrigens auch glücklich. Denn Jesus Christus ist das Gute, was Gott uns tut. Und mit Blick auf ihn macht es Freude, anderen ebenfalls Gutes zu tun.
Einen gesegneten Tag wünscht
Pastor Hans-Peter Mumssen
Donnerstag, der 21.01.2021:
Gott der HERR machte den Menschen aus Staub von der Erde und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen.
📖 1. Mose 2,7
Mein Lieber, ich wünsche, dass es dir in allen Stücken gut gehe und du gesund seist, so wie es deiner Seele gut geht.
🖋 3. Johannes 1,2
💭 Gutes für die Seele
Das heutige Losungswort schildert die Erschaffung des Menschen. Eines wird hier sofort deutlich: Der Mensch besteht nicht nur aus Materie. Das, was ihn lebendig macht, ist der Atem Gottes. Damit ist Gottes Geist gemeint.(1) Ich denke, die für uns wesentliche Aussage dieses Verses ist, dass jeder Mensch etwas von Gott in sich trägt.
In diesem Licht ist auch Gottes Mahnung vor dem Sündenfall verständlich. Dort sagte er: „Von dem Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tag, da du davon isst, musst du gewisslich sterben!“ (1.Mos. 2,17) Nun starb der Mensch aber nicht sofort nach dem Sündenfall - jedoch die Verbindung zu Gott oder anders gesagt: die bleibende Verbindung zum Leben.
Ich meine, wir sollten den Menschen nicht nur auf etwas biologisch Stoffliches reduzieren, sonst können wir die Erlösung, die uns Jesus Christus brachte, nicht verstehen. Denn sie verbindet unseren Geist wieder mit dem Leben, also mit Gott selbst. Sie beginnt in unserem Geist, wirkt sich aber auf unser alltägliches Leben aus.
So verstehe ich auch den Lehrtext. Johannes sprach nicht den Gemütszustand von Gaius an, als er schrieb: „Wie es deiner Seele gut geht.“ Nein, er meinte, dass Gaius mit dem Leben Gottes dauerhaft verbunden war. Und diese Gesundheit wünschte er seinem Freund nun auch körperlich.
Wie geht es unserer Seele? Sind wir mit dem Leben Gottes dauerhaft verbunden? Das ist, wie ich meine, die wichtigste Frage, denn das kann uns nicht genommen werden. So beende ich diese Gedanken zur Losung heute einmal mit meinem Konfirmationsspruch: „Wir richten unseren Blick nämlich nicht auf das, was wir sehen, sondern auf das, was jetzt noch unsichtbar ist. Denn das Sichtbare ist vergänglich, aber das Unsichtbare ist ewig.“ (2.Kor. 4,18)
Einen gesegneten Tag wünscht
Pastor Hans-Peter Mumssen
(1) 1.Mos. 6,3
Dienstag, der 19.01.2021:
Der HERR hat mich gesandt, zu trösten alle Trauernden.
📖 Jesaja 61,1.2
Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden.
🖋 Matthäus 5,4
💭 Trost für die Leidenden
In den heutigen Bibelversen können wir erkennen, dass es Gott nicht egal ist, wenn jemand leidet und durch schwere Zeiten geht. Sowohl im Losungsvers als auch im Lehrtext geht es um Trost. Gott selbst hat jemanden beauftragt, „alle Trauernden“ zu trösten. Es ist niemand anders als Jesus Christus. Er war es auch, der die Worte im Lehrtext sagte. Da er sich seines Auftrages als Tröster völlig bewusst war, konnte er denen, die Leid trugen, zusprechen, dass sie getröstet werden sollten, denn er war ja gekommen.
Gott schickt also nicht irgendeinen Trost, auch nicht einen Trostpreis, sondern eine Person: seinen Sohn. Das ist, wie ich meine, ein großer Unterschied zu menschlichem Trost. Im Gegensatz zu uns kann Christus nämlich auch dort trösten, wo wir nur noch hilflos sind. Gerade dann brauchen wir nämlich besonders Trost. Mitten da hinein kommt Christus mit seiner Gegenwart, damals als Mensch, heute durch den Heiligen Geist. Er berührt uns in der Tiefe unseres Herzens, wie kein Mensch es kann, und richtet uns auf. Er gibt uns Kraft für das, was vor uns liegt. Er sagt zu uns: „Ich bin bei dir - du musst da nicht alleine hindurch.“ König David beschrieb das einmal so: „Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.“ (Ps. 23,4)
Nun möchte niemand gerne ins „finstre Tal“ oder „Leid tragen“. Doch wir wissen alle, dass das Leben, salopp gesagt, kein Wunschkonzert ist. Auch wenn wir nicht verstehen, warum wir durch diese oder jene schwere Zeit hindurchmüssen, eines dürfen wir wissen: Gott hat den Tröster beauftragt, zu den Leidenden zu gehen. Wenn wir also Leid tragen, dürfen auch wir darauf vertrauen, dass wir „getröstet werden“, wie es im Lehrtext heißt. Mitten im Leid erfahren wir dann eine Nähe zu Gott, die mit nichts zu vergleichen ist. So getröstet zu sein, lässt uns getrost nach vorne schauen, weil wir wissen: Gott ist bei uns - auch im Leid.
Einen gesegneten Tag wünscht
Angela Mumssen
Sonntag, der 17.01.2021:
Seid nicht bekümmert; denn die Freude am HERRN ist eure Stärke.
📖 Nehemia 8,10
In allem erweisen wir uns als Diener Gottes: als die Traurigen, aber allezeit fröhlich; als die Armen, aber die doch viele reich machen; als die nichts haben und doch alles haben.
🖋 2. Korinther 6,4.10
💭 Innere Stärke
Der Zuspruch, den wir im heutigen Losungswort lesen, hat seine Vorgeschichte. Die aus der babylonischen Gefangenschaft zurückgekehrten Israeliten ließen sich aus dem Buch des Gesetzes Gottes vorlesen - das sind die fünf Bücher Mose. Nun hatten viele der Zuhörer ganz anders gelebt, als es von Gott angeordnet worden war - teilweise, weil sie es nicht anders wussten. Doch nun hörten sie seit langer Zeit wieder die Gebote und Anordnungen Gottes und waren erschrocken über sich selbst. Vielleicht hatten sie auch Angst davor, Gott würde sie strafen.
Genau in diese Situation hinein spricht ihnen Nehemia Mut zu: „Seid nicht bekümmert; denn die Freude am HERRN ist eure Stärke.“ Ihr Kummer bestand nicht darin, dass sie an irgendetwas Mangel hatten oder sie jemand bedrückte - nein, ihr eigenes Fehlverhalten bereitete ihnen Kummer. Ich gehe davon aus, dass Nehemia ihre Bereitwilligkeit sah, von nun an Gott allein zu vertrauen und zu gehorchen. Solch eine Umkehr löst, wie Jesus Christus es einmal sagte, Freude im Himmel aus.(1) Deshalb sollten sich auch die Menschen freuen, denn bei Gott gibt es Vergebung.
Ich meine, das ist eine starke Botschaft. Wenn Gott uns vergibt, brauchen wir uns nicht selbst zu bestrafen, sondern dürfen fröhlich nach vorn schauen. Sprechen wir uns allerdings selbst gerecht, indem wir unser eigenes Fehlverhalten verdrängen oder schönreden, wird uns diese „Freude am HERRN“, nämlich die Freude der Vergebung und Erlösung, fremd bleiben.
Diese Freude beinhaltet jedoch noch mehr: Auf ihr baut sich eine andere Freude auf. Von dieser lesen wir im Lehrtext. Sie befähigt uns, sich in jeder Lebenssituation, sei diese auch noch so bedrängend, an der Liebe Gottes zu erfreuen. Die haben wir erlebt und niemand kann sie uns rauben. So sind wir äußerlich vielleicht schwach, doch innerlich stark in Gott.
Einen gesegneten Tag wünscht
Pastor Hans-Peter Mumssen
(1) Luk. 15,7
Freitag, der 15.01.2021:
Die Frau nahm von der Frucht und aß und gab ihrem Mann, der bei ihr war, auch davon und er aß.
📖 1. Mose 3,6
Kann denn ein Blinder einem Blinden den Weg weisen? Werden sie nicht alle beide in die Grube fallen?
🖋 Lukas 6,39
💭 Das Wesen Gottes
Als ich die Bibelverse für den heutigen Tag las, musste ich schon ein wenig schmunzeln. War Eva jetzt die blinde Blindenführerin, die dem blinden Adam den Weg weisen wollte? Scheinbar geschah ja erst einmal genau das Gegenteil, denn wir lesen im Folgevers: „In diesem Augenblick wurden den beiden die Augen geöffnet und sie bemerkten auf einmal, dass sie nackt waren.“ (1.Mos. 3,7) Sie konnten also beide sehen oder besser gesagt, sie sahen sich mit anderen Augen und empfanden wohl das erste Mal Furcht bzw. Scham vor Gott und voreinander.
Beide erkannten den Unterschied zwischen gut und böse, weil sie selber Böses getan hatten. Oberflächlich gesehen bestand das Böse darin, Gottes Verbot missachtet zu haben, doch ich meine, das eigentlich Böse war, dass sie Gott misstrauten. Auch war ihr Vertrauen zueinander verloren gegangen. In diesem Sinne könnte man sagen, sie wurden blind für das Wesen Gottes.
Und da landen wir tatsächlich beim Lehrtext. In seinen Predigten erklärte Jesus Christus seinen Zuhörern, wie Gott wirklich ist. Wer seinen Worten vertraute, bekam eine andere Sicht für Gott, für diese Welt und für seine Mitmenschen. Doch einige wollten nicht wissen, wie Gott wirklich ist. Sie hatten sich ein eigenes Bild gemacht und verharrten in ihrer selbst gemachten Frömmigkeit. Von ihnen sagte Jesus, sie seien blinde Blindenführer.
Wie aber ist Gott denn nun wirklich - was ist sein wahres Wesen? Im ersten Johannesbrief lesen wir, dass Gott Liebe ist.(1) Liebe hat immer etwas mit Beziehung zu tun. Sie führt uns zueinander und nicht voneinander weg. Sie vertraut, ist nicht übergriffig und sucht auch nicht nur den eigenen Vorteil. Doch wo finden wir diese Liebe? Ich meine, allein in Jesus Christus. Er öffnet uns die Augen für das Wesen Gottes, befreit uns vom Misstrauen Gott gegenüber und versetzt uns in die Lage, einander zu lieben, wie der Vater im Himmel uns liebt.
Einen gesegneten Tag wünscht
Pastor Hans-Peter Mumssen
(1) 1.Joh. 4,8
Mittwoch, der 13.01.2021:
Ein Sohn soll seinen Vater ehren. Bin ich nun Vater, wo ist meine Ehre?, spricht der HERR.
📖 Maleachi 1,6
Es hatte ein Mann zwei Söhne und ging zu dem ersten und sprach: Mein Sohn, geh hin und arbeite heute im Weinberg. Er antwortete aber und sprach: Ich will nicht. Danach aber reute es ihn, und er ging hin.
🖋 Matthäus 21,28-29
💭 Das Vaterherz Gottes
Es ist ein strenges Wort der Kritik, das wir im heutigen Losungsvers lesen. Gott warf den Priestern Israels vor, ihm zwar gute Opfer zu geloben, dann aber schlechte und mangelhafte zu bringen.(1) Zudem stellten sie sich ahnungslos, indem sie fragten: „Wodurch verachten wir denn deinen Namen?“ (Mal. 1,6) Gott ließ das nicht gelten. Immerhin waren sie Priester und wussten, was richtig war und was nicht. Deshalb fragte er sie, ob sie mit einflussreichen Menschen ebenfalls so umspringen würden.(2)
Wie sieht das bei uns aus? Bringen wir jedem Menschen den gleichen Respekt entgegen? Und wie verhalten wir uns Gott gegenüber? Im Lehrtext sehen wir ein Gleichnis Jesu, in dem von einem Vater und seinen Söhnen erzählt wird. In kurzen Sätzen schildert Jesus etwas, das viele Eltern kennen: „Ich will nicht.“ Nun ist der Vater in dem Gleichnis nicht irgendwer, sondern Gott. Der könnte doch mal so richtig … Tut er aber nicht. Er lässt es zu, dass sein Kind sagt: „Ich will nicht.“ Wir lesen nichts von einer Drohung oder Bestrafung.
Einmal mehr wird hier das Vaterherz Gottes sichtbar: Er ist für sein Kind, selbst wenn es sich schlecht benimmt. Davon können wir, so meine ich, immer wieder lernen. Denn das, was danach geschieht - nämlich die Umkehr des Sohnes - geschieht nicht aus Angst oder Druck, sondern aus freien Stücken. Aus: „Ich will nicht!“ wird: „Ich will!“
Die Herzenshaltung, Gott zu ehren, muss sich manchmal erst entwickeln. Wie gut, dass er uns dafür Raum gibt, selbst wenn wir uns wie trotzige Kinder verhalten. Anstatt mit uns zu schelten, wartet er ab, was wir wirklich tun. Es kommt ihm nicht nur auf das an, was wir schnell sagen. Unterm Strich zählt das, was auf Dauer daraus wird. Ich denke, wir können uns freuen, dass er so geduldig und liebevoll ist.
Einen gesegneten Tag wünscht
Angela Mumssen
(1) Mal. 1,14 (2) Mal. 1,8
Montag, der 11.01.2021:
Gott der HERR spricht: Ich will noch mehr sammeln zu der Schar derer, die versammelt sind.
📖 Jesaja 56,8
Gott, unser Heiland, will, dass alle Menschen gerettet werden und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.
🖋 1. Timotheus 2,3-4
💭 Noch mehr
Hintergrund zum heutigen Losungswort ist eine Ankündigung des Propheten Jesaja, dass Gott Menschen herzurufen und annehmen wird, die nicht aus dem Volk Israel stammen. Das war damals eine provozierende Botschaft. Auch Leute, die teilweise verachtet wurden oder am Gottesdienst nicht teilnehmen durften, wie z.B. Eunuchen(1), dürfen hinzukommen. Die einzige Voraussetzung ist das Halten des Bundes. Gott will also alle Willigen zur „Schar derer, die versammelt sind“, hinzufügen.
Schon hier wird auf etwas hingewiesen, was ein grundsätzlicher Bestandteil des Neuen Bundes ist: Jeder darf kommen. Doch nicht jeder kommt. Deshalb lesen wir im Lehrtext auch nicht: Gott wird alle Menschen retten und zur Erkenntnis der Wahrheit bringen. Vielmehr steht dort eine Willensbekundung Gottes. Er „will, dass alle Menschen gerettet werden und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.“ Die Notwendigkeit einer persönlichen Entscheidung für Jesus Christus wird nicht aufgehoben.
Was aber hält Menschen eigentlich davon ab, an Jesus Christus zu glauben? Nun, zunächst müssen sie von ihm erfahren. Deshalb gab uns Jesus den Missionsbefehl. Es geht aber nicht nur um eine Information, denn davon gibt es viele. Es geht auch um die Glaubwürdigkeit dessen, was wir verkündigen. Das allein schon ist ein großes Kapitel in der heutigen Christenheit. Weiterhin muss etwas geschehen, was nur Gott tun kann: Sein Wirken muss für einen Menschen erkennbar werden. Das kann jedoch viel früher geschehen, als wir vielleicht meinen. So gibt es viele heimliche Beter. Das können Manager sein oder Handwerker, Türsteher im Rotlichtmilieu oder Philosophen, Frauen und Männer aus anderen Religionen oder Agnostiker - das Äußere verrät nicht unbedingt, ob ein Mensch in seinem Herzen nach Gott und nach der Wahrheit sucht.
Doch eines steht fest: Gott will, dass sie hinzukommen! Und wir? Helfen wir ihnen, den Retter zu finden?
Einen gesegneten Tag wünscht
Pastor Hans-Peter Mumssen
(1) 5.Mos. 23,2
Samstag, der 09.01.2021:
HERR, wenn ich auch mit dir rechten wollte, so behältst du doch recht; dennoch muss ich vom Recht mit dir reden.
📖 Jeremia 12,1
Als die Ersten kamen, meinten sie, sie würden mehr empfangen; und sie empfingen auch ein jeder seinen Silbergroschen. Und als sie den empfingen, murrten sie gegen den Hausherrn und sprachen: Diese Letzten haben nur eine Stunde gearbeitet, doch du hast sie uns gleichgestellt, die wir des Tages Last und die Hitze getragen haben.
🖋 Matthäus 20,10-12
💭 Recht oder Gnade
Das heutige Losungswort und besonders der Lehrtext fordern unseren Sinn für Gerechtigkeit heraus. Der Prophet Jeremia erkannte, dass wir unsere Vorstellung von Recht und Unrecht nicht an Gottes Rechtsmaßstab messen können. Das sehen wir wir schon daran, dass jemand, der zu wenig bekommt, sich ungerecht behandelt fühlt, kaum aber jemand, der zu viel bekommt. Im Grunde haben wir mehrere Maßstäbe. Gott aber hat einen, den wir nicht immer verstehen.
So schrieb Jeremia in der Fortsetzung zum Losungswort: „Warum geht's doch den Gottlosen so gut, und die Abtrünnigen haben alles in Fülle?“ (Jer. 12,1c) Nun, ich glaube, diese Art der Fragestellung übersieht, worauf es Gott ankommt. Recht gibt es, weil es Unrecht gibt. Doch Gnade gibt es, weil Gott uns liebt - und zwar jeden Menschen.
Das ist nicht immer leicht zu verdauen. So erging es auch den Arbeitern, von denen Jesus Christus in einem Gleichnis erzählt. Sie hatten alle im Weinberg gearbeitet, doch mit einem Unterschied: Die ersten arbeiteten ca. 12 Stunden, die letzten nur eine Stunde. Bei der Auszahlung begann der Hausherr mit denen, die nur eine Stunde gearbeitet hatten. Er gab ihnen den vollen Tageslohn. Die Arbeiter der ersten Stunde erwarteten nun einen höheren Lohn. Ihre Enttäuschung erfahren wir im Lehrtext. Sie empfanden den Hausherrn als ungerecht, da sie aus seiner Gnade einen Rechtsanspruch ableiteten. Doch Gott ist anders.
Wie ist das mit uns? Können wir es ertragen, wenn Gott anderen Menschen größere Gnade schenkt als uns? Ich denke, wir tun gut daran, uns an dem zu freuen, was Gott uns zukommen lässt. Dann können wir uns mit den anderen freuen, anstatt sie zu beneiden.
Einen gesegneten Tag wünscht
Pastor Hans-Peter Mumssen